Nein, keine Sorge. Auch wenn hier neben
Bier noch andere Schmackhaftigkeiten vorgestellt werden, Süßkram
ist es diesmal nicht. Zumindest nicht in fester Form. Aber der erste
Eindruck unseres heutigen Kandidaten lässt in der Nase und am Gaumen
durchaus Assoziationen mit einem beliebten Bonbon zu, nachdem sich
auch der Sänger einer Düsseldorfer Pop-Punk-Band benannt hat. Aber
lest selbst...
Lindemans Cassis gehört zu den,
besonders in der Gegend um Brüssel recht beliebten, Lambic-Bieren,
genauer gesagt: Fruchtlambic. Hier wird also das Lambic, nachdem es
1-2 Jahre in Eiche reifen darf, mit Fruchtsaft vermischt (andere
Brauereien maischen auch gerne ganze Früchte mit ein). Diese
spontanvergorenen Schätzchen zeichnen sich also gerne durch
Fruchtigkeit aus. In den meisten Fällen geschieht das nicht gerade
subtil, sondern eher mit dem Holzhammer. Und zwar dem großen. So
auch hier.
Wenn die Flasche erstmal geöffnet ist,
hüpft einem die schwarze Johannisbeere förmlich ins Gesicht. Und
zwar viel viel viel Johannisbeere. Süß-saure Fruchtigkeit in rauen
Mengen, eben wie man es von einem Fruchtlambic erwartet. Man denkt
vielleicht nicht unbedingt direkt an Bier, sondern eher an oben
genannte Bonbons, Wassereis oder eine Fruchtschorle, bei der gerade
das Mineralwasser knapp war. An heißen Sommertagen ist schon der
Duft eine hervorragende Erfrischung.
Aber wir erfrischen uns ja nicht nur
mit der Nase. Das Auge freut sich auch. Dunkelbrombeerfarben (hey,
das ist schon eine sehr präzise Farbbeschreibung für meine
Verhältnisse!) fließt das Bier ins Glas und bildet eine schöne
helle Schaumkrone.
Mittlerweile ist auch der Gaumen
neugierig geworden, also Prost! Wow, da passiert Einiges. Zuerst
einmal: Cassisexplosion! Dann kann man feine Details entdecken. Zum
Beispiel eine deutliche, aber nicht unangenehme Säure, gefolgt von
einer leichten Süße. Und hier meine ich wirklich leicht, denn
Lindeman macht hier nicht den Fehler anderer Lambic-Brauer, das
Gebräu zu übersüßen. So muss ein leichtes Sommergetränk
schmecken. Klar, der geneigte Reinheitsgebotfanatiker wird ob der
vielen Frucht die Nase rümpfen, aber wer gerne einmal einen Blick
über den dreifaltigen Hopfen/Malz/Wasser-Tellerrand wirft, kommt
voll auf seine Kosten. Vor allem wenn man – auch wenn es keineswegs
stilecht und im Sinne des Erfinders ist – das Ganze wie bisweilen
bei Cider üblich auf Eis genießt. So darf der Sommer gerne kommen!
Der Abgang erinnert an frisches Obst.
Die Säure prickelt noch ein bisschen auf der Zunge, eine leichte
Bitterkeit lässt sich auch feststellen. Und dann bleibt noch ein
ganz kleiner Rest fruchtiger Süße.
Unser belgisches „Johannisbeer“
bekommt 4 von 5 sommerlichen Fruchtalarm-Humpen!
Name: Lindemans Cassis
Brauart: spontangegorenes Lambic
Stil: Fruchtlambic (Brüsseler/Belgische
Art)
Alkoholgehalt: 3,5% Alc.
Stammwürze: keine Angabe
Empfohlene Trinktemperatur: gut gekühlt
(meine Empfehlung: saukalt oder auf Eis!)
Zutaten: Schwarze Johannisbeeren (mind.
25% Johannisbeersaft, Zucker und Süßstoff natürlichen Ursprungs,
Gerstenmalz, Weizen.
Preis: ca. 1,60 Euro / 0,25 l
Brauerei:
Brewery Lindemans
Vlezenbeek
Belgien