Freitag, 17. April 2015

Fruchtbonbon gefällig?


Nein, keine Sorge. Auch wenn hier neben Bier noch andere Schmackhaftigkeiten vorgestellt werden, Süßkram ist es diesmal nicht. Zumindest nicht in fester Form. Aber der erste Eindruck unseres heutigen Kandidaten lässt in der Nase und am Gaumen durchaus Assoziationen mit einem beliebten Bonbon zu, nachdem sich auch der Sänger einer Düsseldorfer Pop-Punk-Band benannt hat. Aber lest selbst...

Lindemans Cassis gehört zu den, besonders in der Gegend um Brüssel recht beliebten, Lambic-Bieren, genauer gesagt: Fruchtlambic. Hier wird also das Lambic, nachdem es 1-2 Jahre in Eiche reifen darf, mit Fruchtsaft vermischt (andere Brauereien maischen auch gerne ganze Früchte mit ein). Diese spontanvergorenen Schätzchen zeichnen sich also gerne durch Fruchtigkeit aus. In den meisten Fällen geschieht das nicht gerade subtil, sondern eher mit dem Holzhammer. Und zwar dem großen. So auch hier.

Wenn die Flasche erstmal geöffnet ist, hüpft einem die schwarze Johannisbeere förmlich ins Gesicht. Und zwar viel viel viel Johannisbeere. Süß-saure Fruchtigkeit in rauen Mengen, eben wie man es von einem Fruchtlambic erwartet. Man denkt vielleicht nicht unbedingt direkt an Bier, sondern eher an oben genannte Bonbons, Wassereis oder eine Fruchtschorle, bei der gerade das Mineralwasser knapp war. An heißen Sommertagen ist schon der Duft eine hervorragende Erfrischung.

Aber wir erfrischen uns ja nicht nur mit der Nase. Das Auge freut sich auch. Dunkelbrombeerfarben (hey, das ist schon eine sehr präzise Farbbeschreibung für meine Verhältnisse!) fließt das Bier ins Glas und bildet eine schöne helle Schaumkrone.

Mittlerweile ist auch der Gaumen neugierig geworden, also Prost! Wow, da passiert Einiges. Zuerst einmal: Cassisexplosion! Dann kann man feine Details entdecken. Zum Beispiel eine deutliche, aber nicht unangenehme Säure, gefolgt von einer leichten Süße. Und hier meine ich wirklich leicht, denn Lindeman macht hier nicht den Fehler anderer Lambic-Brauer, das Gebräu zu übersüßen. So muss ein leichtes Sommergetränk schmecken. Klar, der geneigte Reinheitsgebotfanatiker wird ob der vielen Frucht die Nase rümpfen, aber wer gerne einmal einen Blick über den dreifaltigen Hopfen/Malz/Wasser-Tellerrand wirft, kommt voll auf seine Kosten. Vor allem wenn man – auch wenn es keineswegs stilecht und im Sinne des Erfinders ist – das Ganze wie bisweilen bei Cider üblich auf Eis genießt. So darf der Sommer gerne kommen!

Der Abgang erinnert an frisches Obst. Die Säure prickelt noch ein bisschen auf der Zunge, eine leichte Bitterkeit lässt sich auch feststellen. Und dann bleibt noch ein ganz kleiner Rest fruchtiger Süße.

Unser belgisches „Johannisbeer“ bekommt 4 von 5 sommerlichen Fruchtalarm-Humpen!


Eckdaten:

Name: Lindemans Cassis
Brauart: spontangegorenes Lambic
Stil: Fruchtlambic (Brüsseler/Belgische Art)
Alkoholgehalt: 3,5% Alc.
Stammwürze: keine Angabe
Empfohlene Trinktemperatur: gut gekühlt (meine Empfehlung: saukalt oder auf Eis!)
Zutaten: Schwarze Johannisbeeren (mind. 25% Johannisbeersaft, Zucker und Süßstoff natürlichen Ursprungs, Gerstenmalz, Weizen.
Preis: ca. 1,60 Euro / 0,25 l

Brauerei:
Brewery Lindemans
Vlezenbeek
Belgien


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