...und andere sommerliche
Freizeitaktivitäten werfen ihre Schatten voraus. Wie jedes Jahr
stellt sich die Frage nach dem richtigen Proviant für Festival,
Camping, Spaß und Spiel an der frischen Luft. Aufgrund des immer
weiter um sich greifenden Glasverbots auf solcherlei Veranstaltungen
kommt die klassische Glasflasche oft nur gut im Gepäck versteckt in
Frage. Da meines Erachtens Plastikflaschen zur Aufbewahrung von Bier
völlig indiskutabel sind, bleibt dem geneigten Festivalgänger
oftmals nur der beherzte Griff zum allseits beliebten
„Blechbrötchen“. Da dieser aluminiumummantelte Freund aus
Jugendtagen trotz des Einwegpfandes in den letzten Jahren eine kleine
Renaissance erlebte, steht uns mittlerweile wieder eine einigermaßen
vielversprechende Auswahl an mal mehr, mal weniger schmackhafter
Dosennahrung zur Verfügung.
Beginnen wir also diese kleine
Testreise reisekompatibler Büchsengesellen mit einem Griff ins
(preislich gesehen) unterste Regal. Die Wahl fällt eher zufällig
auf ein Sonderangebot des Netto-Discounters: Schloss Export.
Scheinbar habe ich mir einen günstigen Zeitpunkt ausgesucht, denn im
Rahmen einer Sonderaktion wird das edle Gebräu nicht in der üblichen
Halbliterhülse, sondern mit 0,568l Füllung feilgeboten. Ob die
Mehrmenge von 13% der Anglifizierung unserer Bierkultur (Pint statt
Halbe!) dienen soll oder lediglich ein Zufall ist, bleibt der
Fantasie des Lesers überlassen. Jedenfalls wirkt es sich auf das
ohnehin schon nahezu unschlagbare Preis-Leistungsverhältnis aus:
nicht mal 62 Cent pro Liter (statt regulär 70 Cent) sind schon ein
Kampfpreis.
Aber kann das noch schmecken? Es sieht
zumindest im Glas genau so aus, wie ein Export aussehen soll:
herrlich goldgelb mit einer feinen weißen Schaumkrone.
Auch die Nase hat keinen Grund, sich zu
beschweren: hopfig, würzig, frisch. Kein Obst, kein Schnickschnack.
Es riecht schlicht und einfach nach Bier. Sogar nach keinem
schlechten.
Die Dose verspricht: Export, fein
würziger Geschmack. Und genau das stimmt. Selten genug, dass man
sich auf solche Angaben verlassen kann. Ein süffiges Bier, frisch,
prickelnd, sehr geradlinig. Die große Überraschung: es schmeckt
nicht – wie leider die meisten Biere aus diesem Preissegment –
bitter. Das ist sicherlich auf den Verzicht auf Hopfenextrakt
zurückzuführen. Danke, liebe unbekannte Brauerei, das war eine gute
Idee. Mit dem „echten“ Hopfen wurde dafür recht sparsam
umgegangen, was aber für einen angenehm leichten, wenn auch wenig
voluminösen Geschmack sorgt. Insgesamt ein gutes, angenehm
trinkbares Export.
Der Abgang tut auch keinem was, hier
bleibt ebenfalls erfreulicherweise die Bitterkeit aus, man schmeckt
hauptsächlich Malz und Getreide.
Insgesamt für mich die Überraschung
der Saison: ein gutes, simples Export zu einem lächerlich geringen
Preis. Dennoch ist Vorsicht geboten: Direkt aus der Dose schmeckt das
Zeug leider deutlich schlechter und stark metallisch, also schmuggelt
euch lieber ein Glas aufs Festivalgelände, damit dem kostenbewussten
Biergenuss nicht im Wege steht.
Ich vergebe unerwartete, aber verdiente
4 von 5 spottbiligen Blechhumpen.
Name: Schloss Export
Brauart: untergärig
Stil: Helles Export
Alkoholgehalt: 5,2% Alc.
Stammwürze: keine Angabe
Empfohlene Trinktemperatur: keine
Angabe
Zutaten: Wasser, Gerstenmalz, Hopfen
Preis: Aktion: 0,35 Euro/0,568l Regulär
0,35 Euro/0,5l
Brauerei:
keine Angabe, hergestellt für:
Netto Marken-Discount AG & Co. KG
93142 Maxhütte-Haidhof
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