Donnerstag, 19. März 2015

Wacköööön!


...und andere sommerliche Freizeitaktivitäten werfen ihre Schatten voraus. Wie jedes Jahr stellt sich die Frage nach dem richtigen Proviant für Festival, Camping, Spaß und Spiel an der frischen Luft. Aufgrund des immer weiter um sich greifenden Glasverbots auf solcherlei Veranstaltungen kommt die klassische Glasflasche oft nur gut im Gepäck versteckt in Frage. Da meines Erachtens Plastikflaschen zur Aufbewahrung von Bier völlig indiskutabel sind, bleibt dem geneigten Festivalgänger oftmals nur der beherzte Griff zum allseits beliebten „Blechbrötchen“. Da dieser aluminiumummantelte Freund aus Jugendtagen trotz des Einwegpfandes in den letzten Jahren eine kleine Renaissance erlebte, steht uns mittlerweile wieder eine einigermaßen vielversprechende Auswahl an mal mehr, mal weniger schmackhafter Dosennahrung zur Verfügung.

Beginnen wir also diese kleine Testreise reisekompatibler Büchsengesellen mit einem Griff ins (preislich gesehen) unterste Regal. Die Wahl fällt eher zufällig auf ein Sonderangebot des Netto-Discounters: Schloss Export. Scheinbar habe ich mir einen günstigen Zeitpunkt ausgesucht, denn im Rahmen einer Sonderaktion wird das edle Gebräu nicht in der üblichen Halbliterhülse, sondern mit 0,568l Füllung feilgeboten. Ob die Mehrmenge von 13% der Anglifizierung unserer Bierkultur (Pint statt Halbe!) dienen soll oder lediglich ein Zufall ist, bleibt der Fantasie des Lesers überlassen. Jedenfalls wirkt es sich auf das ohnehin schon nahezu unschlagbare Preis-Leistungsverhältnis aus: nicht mal 62 Cent pro Liter (statt regulär 70 Cent) sind schon ein Kampfpreis.

Aber kann das noch schmecken? Es sieht zumindest im Glas genau so aus, wie ein Export aussehen soll: herrlich goldgelb mit einer feinen weißen Schaumkrone.

Auch die Nase hat keinen Grund, sich zu beschweren: hopfig, würzig, frisch. Kein Obst, kein Schnickschnack. Es riecht schlicht und einfach nach Bier. Sogar nach keinem schlechten.

Die Dose verspricht: Export, fein würziger Geschmack. Und genau das stimmt. Selten genug, dass man sich auf solche Angaben verlassen kann. Ein süffiges Bier, frisch, prickelnd, sehr geradlinig. Die große Überraschung: es schmeckt nicht – wie leider die meisten Biere aus diesem Preissegment – bitter. Das ist sicherlich auf den Verzicht auf Hopfenextrakt zurückzuführen. Danke, liebe unbekannte Brauerei, das war eine gute Idee. Mit dem „echten“ Hopfen wurde dafür recht sparsam umgegangen, was aber für einen angenehm leichten, wenn auch wenig voluminösen Geschmack sorgt. Insgesamt ein gutes, angenehm trinkbares Export.

Der Abgang tut auch keinem was, hier bleibt ebenfalls erfreulicherweise die Bitterkeit aus, man schmeckt hauptsächlich Malz und Getreide.

Insgesamt für mich die Überraschung der Saison: ein gutes, simples Export zu einem lächerlich geringen Preis. Dennoch ist Vorsicht geboten: Direkt aus der Dose schmeckt das Zeug leider deutlich schlechter und stark metallisch, also schmuggelt euch lieber ein Glas aufs Festivalgelände, damit dem kostenbewussten Biergenuss nicht im Wege steht.



Ich vergebe unerwartete, aber verdiente 4 von 5 spottbiligen Blechhumpen.

Eckdaten:

Name: Schloss Export
Brauart: untergärig
Stil: Helles Export
Alkoholgehalt: 5,2% Alc.
Stammwürze: keine Angabe
Empfohlene Trinktemperatur: keine Angabe
Zutaten: Wasser, Gerstenmalz, Hopfen
Preis: Aktion: 0,35 Euro/0,568l Regulär 0,35 Euro/0,5l

Brauerei:
keine Angabe, hergestellt für:
Netto Marken-Discount AG & Co. KG
93142 Maxhütte-Haidhof

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