Freitag, 8. April 2016

Ich bin Gruuuut!


...ruft mir dieses ungewöhnliche Gebräu entgegen. Aber anstatt es dem gleichklingenden Baumwesen gleichzutun und die Galaxie zu beschützen, wird hier uralte Brautradition verteidigt und neu aufgelegt. Namensgebend ist hier der olle Gagelstrauch (botanisch: myrica gale), eben auch Grut genannt, der den Bierbrauern schon seit grauer Vorzeit das Handwerk versüßte. Und wer seine Brauerei schon Gruthaus nennt, tut sicherlich g(r)ut daran, auch mal in alten Rezeptbüchern zu stöbern und münsteraner Braugeschichte neu zu interpretieren. Die hier zugrundegelegte Rezeptur stammt aus dem Jahre 1480, was auch den Untertitel unter dem Biernamen erklärt: Myrica Gale 1480.

Schön und frisch sieht es jedenfalls im Glas aus. Sehr hell, feiner weißer Schaum, leichte Trübung, erinnert an naturtrübes Radler oder belgisches Weizen.

In der Nase ist das Old-School-Gebräu erstaunlich zurückhaltend und recht flüchtig. Lediglich etwas Zitrone, ein bisschen Frucht und ein Anklang von Weizen streichelt den Riechkolben.

Geschmacklich kommt hier reichlich Getreide an, insgesamt ist das Ganze recht nah an hellem belgischen Bier, nur weniger stark und mit einem Hauch von Weizen. Sehr süffig, kaum Süße, keine Bitterkeit. Die historisch korrekte kleine Dosis Hopfen findet sich im Geschmack kaum wieder. Wie bei belgischem Weizen schmeckt das Bier etwas vergoren, aber nicht übertrieben sauer. Tüchtig Kohlensäure ist jedenfalls vorhanden und prickelt – wie beim Weizen – vor allem im Bauch, nicht so sehr im Mund. Also besser nicht zu schnell trinken und dann vom Tisch hüpfen (Verbindungsstudenten wissen Bescheid). Von Wacholder und Kümmel schmeckt man (leider?) nicht besonders viel. Wie Gagel schmeckt, weiß ich leider nicht. Wer mir da weiterhelfen kann: Immer gerne!

Der Abgang ist von der leichtfüßigen Sorte: schnell wieder weg, lediglich eine leichte Süße und etwas Getreide sagen noch kurz Tschüß.

Was soll man sagen? Schmeckt g(r)ut, das feine Bierchen! Ich hätte es mir noch etwas würzig-kräuteriger vorgestellt, aber das wird sicherlich nicht das letzte Experiment mit reichlich Kräuterzugabe sein. Also: Rein in die Sträucher, fleißig weiterbrauen!

Für diese angenehm altmodische Erfahrung gibt es 4,2 von 5 altmodischen Holzhumpen!


Eckdaten:

Name: Gruthaus Grut / Myrica Gale 1480
Stil: Grutbier auf Basis von belgischem Witbier
Alkoholgehalt: 5,0 % Alc.
Stammwürze: 12,5 ° Plato
Zutaten: Wasser, Gerstenmalz, Weizen, Weizenmalz, Hafer, Hefe, Hopfen, Wacholder, Gagel, Kümmel.
Preis: ca. 2,50 € / 0,33l

Brauerei:

Gruthaus-Brauerei
48143 Münster
www.gruthaus.de