...ruft mir dieses ungewöhnliche
Gebräu entgegen. Aber anstatt es dem gleichklingenden Baumwesen
gleichzutun und die Galaxie zu beschützen, wird hier uralte
Brautradition verteidigt und neu aufgelegt. Namensgebend ist hier der
olle Gagelstrauch (botanisch: myrica gale), eben auch Grut
genannt, der den Bierbrauern schon seit grauer Vorzeit das Handwerk
versüßte. Und wer seine Brauerei schon Gruthaus nennt, tut
sicherlich g(r)ut daran, auch mal in alten Rezeptbüchern zu stöbern
und münsteraner Braugeschichte neu zu interpretieren. Die hier
zugrundegelegte Rezeptur stammt aus dem Jahre 1480, was auch den
Untertitel unter dem Biernamen erklärt: Myrica Gale 1480.
Schön und frisch sieht es jedenfalls
im Glas aus. Sehr hell, feiner weißer Schaum, leichte Trübung,
erinnert an naturtrübes Radler oder belgisches Weizen.
In der Nase ist das Old-School-Gebräu
erstaunlich zurückhaltend und recht flüchtig. Lediglich etwas
Zitrone, ein bisschen Frucht und ein Anklang von Weizen streichelt
den Riechkolben.
Geschmacklich kommt hier reichlich
Getreide an, insgesamt ist das Ganze recht nah an hellem belgischen
Bier, nur weniger stark und mit einem Hauch von Weizen. Sehr süffig,
kaum Süße, keine Bitterkeit. Die historisch korrekte kleine Dosis
Hopfen findet sich im Geschmack kaum wieder. Wie bei belgischem
Weizen schmeckt das Bier etwas vergoren, aber nicht übertrieben
sauer. Tüchtig Kohlensäure ist jedenfalls vorhanden und prickelt –
wie beim Weizen – vor allem im Bauch, nicht so sehr im Mund. Also
besser nicht zu schnell trinken und dann vom Tisch hüpfen
(Verbindungsstudenten wissen Bescheid). Von Wacholder und Kümmel
schmeckt man (leider?) nicht besonders viel. Wie Gagel schmeckt, weiß
ich leider nicht. Wer mir da weiterhelfen kann: Immer gerne!
Der Abgang ist von der leichtfüßigen
Sorte: schnell wieder weg, lediglich eine leichte Süße und etwas
Getreide sagen noch kurz Tschüß.
Was soll man sagen? Schmeckt g(r)ut,
das feine Bierchen! Ich hätte es mir noch etwas würzig-kräuteriger
vorgestellt, aber das wird sicherlich nicht das letzte Experiment mit
reichlich Kräuterzugabe sein. Also: Rein in die Sträucher, fleißig
weiterbrauen!
Für diese angenehm altmodische
Erfahrung gibt es 4,2 von 5 altmodischen Holzhumpen!
Eckdaten:
Name: Gruthaus Grut / Myrica Gale 1480
Stil: Grutbier auf Basis von belgischem
Witbier
Alkoholgehalt: 5,0 % Alc.
Stammwürze: 12,5 ° Plato
Zutaten: Wasser, Gerstenmalz, Weizen,
Weizenmalz, Hafer, Hefe, Hopfen, Wacholder, Gagel, Kümmel.
Preis: ca. 2,50 € / 0,33l
Brauerei:
Gruthaus-Brauerei
48143 Münster
www.gruthaus.de
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