...für ein verdammt spannendes Gebräu! Eine wundervolle Saisonspezialität für die kälteren Jahreszeiten hat den weiten Weg übers Meer gemacht und eine ordentliche Schüppe Kürbis nach Münster gebracht. Moment! Kürbis? Ja, Kürbis! Der Kanadier als solcher ist (zum Glück!) nicht an solcherlei Kleinlichkeiten wie das deutsche Reinheitsgebot gebunden, also darf hier alles ins Bier, was dem Braumeister schmeckt.
Die Geschichte der Steamworks-Brauerei ist eine kanadisch-österreichisch-deutsche Familiengeschichte. In den 1930ern siedelte ein Teil der Familie Gershkovitz nach Kanada über, während der Rest im schönen Wien blieb und in die Familie Ottenschläger einheiratete. Die übernächste Generation nahm den transkontinentalen Kontakt wieder auf, und der kanadische Teil der
Familie entdeckte die Liebe zum vielfältigen europäischen Bier. Eli
Gershkowitz exportierte daraufhin österreichische Brauideen nach
Vancouver, kaufte einen Pub mit Dampfbrauerei, nahm diese in
Betrieb...und das Ergebnis dieser Geschichte dümpelt jetzt höchst
schmackhaft vor mir im Glas. Die weite Reise dieses Getränks machte
übrigens wiederum der – mittlerweile ein paar Meter über die Grenze nach
Deutschland umgesiedelte – (nun ehemals) österreichische Teil der
Familie möglich, denn dankenswerterweise kümmert sich die Familie
Ottenschläger um den europäischen Vertrieb der Steamworks-Biere (und
sorgt mit sehr angenehmen Tastings – wie erst kürzlich in der
Getränkefeinkost Münster – dafür, die Botschaft vom guten kanadischen
Gebräu auch in Deutschland zu verkünden).
Jetzt aber zur Sache! Im Glas überzeugt das Pumpkin Ale durch die Farbe von Ahornlaub im Herbst. Sehr kanadisch schonmal (werden kanadische Ahornblätter im Herbst schön waldhonigrot? - so sieht's jedenfalls aus!). Ein heller, feiner Schaum krönt das Ganze.
Und der Duft? Herbstlich, fast schon vorweihnachtlich. Sehr würzig, leicht säuerlich, man kann Spuren von Kräutern, Wintergewürzen und Nelke erschnuppern. Sehr vielversprechend.
An Zunge und Gaumen passiert dann beim ersten Schluck einiges! Tüchtig Kürbis und noch tüchtiger: Lebkuchen! Aber dieses Mal nicht unangenehm penetrant, sondern sehr angenehm süffig und ausgewogen. Ein leichtes Malzaroma tut sein Übriges, etwas Hopfen sorgt für die notwendige, wenn auch sehr leichte Bitternote, um das Gesamtwerk abzurunden. Wow! Das ist ein gemütliches Bier für lange dunkle Abende. Spannend genug, um es von anderen Bieren sehr deutlich abzuheben, aber auch süffig und seidig genug, um den ganzen Abend lang Spaß zu machen.
Im Abgang hält sich der Lebkuchen noch ein wenig, insgesamt bleibt aber wenig Nachgeschmack zurück.
Alles in Allem ein großartiges, perfekt durchkomponiertes Bier, welches mich meinen Hut voll Ehrerbietung und Anerkennung Richtung Kanada (und natürlich Richtung deutsch-österreichisches Grenzgebiet!) lupfen lässt! Chapeau!
Extrapunkte gibt es übrigens für das Flaschendesign. Freunde des Steampunks werden ihre helle Freude daran haben, denn es finden sich auf den Flaschen aller Sorten immer Designelemente, die mit Dampf, Fliegerei und den Zutaten der jeweiligen Sorte zu tun haben. Ich freue mich schon sehr auf die fürs Frühjahr angekündigte T-Shirt-Kollektion.
Heute gehen 4,7 von 5 ahornblattverzierten Kürbishumpen nach Kanada! All hail the pumpkin king!
Eckdaten:
Name: Steamworks Pumpkin Ale
Stil: Ale mit Kürbis und Gewürzen
Alkoholgehalt: 6,5% Alc.
IBUs: 25
Zutaten: Wasser, Gerstenmalz (Pale, Munich & Caramalt), Kürbis, Hopfen (Magnum), Hefe, Gewürze (Cinnamon, Ginger, Nutmeg, Cloves)
Preis: ca. 8 Euro / 0,65l
Brauerei:
Steamworks Brewing Co.
375 Water St.
Vancouver, B.C.
V6B 5C6, Canada
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