Donnerstag, 3. Dezember 2015

Bah Humbug!


...sage ich ja recht häufig, aber dieses Mal heißt tatsächlich das Bier so. Die verrückten Engländer von Wychwood sind ja weithin für ihre außergewöhnlichen Biere bekannt. Da darf es eigentlich an einer Weihnachtsspezialität nicht fehlen. In feinster Scrooge-Manier grummelt mir der kerzenbewehrte „Miserable Humbugger“ schlafbemützt vom Etikett entgegen, während im Hintergrund fleißig gespukt wird. Möchte mich dieses feine Malzgetränk etwa das Fürchten lehren? Nein, vermutlich ist es eher der übliche Hang zu besonders originell und liebevoll gestalteten Etiketten, den die „Brewers Of Character“ hier – wie bei ihren anderen Sorten – mit Bravour pflegen.

Da sind wir auch schon bei den optischen Vorzügen. Die Flasche macht auf jeden Fall eine Menge her – sicherlich auch dank des formschönen Designs mit eingeprägten Hexen an der Schulter. Aber auch im Glas: ein kleiner Weihnachtstraum. Feines mahagonifarbenes Ale mit schön hellem, feinporigem Schaum.

Schon beim Öffnen ist übrigens Weihnachten. Hier scheint das Motto „keine halben Sachen“ zu sein – ist hier vielleicht die Weihnachtsbäckerei während einer feucht-fröhlichen Weihnachtsfeier explodiert? Wenn man sich dann etwas näher ans Glas heran traut, erinnert der süßliche Duft an dunkles Starkbier mit leichten Noten von Rotwein – aber vor allem: ein tüchtiger Hauch von Weihnachten! Bei näherem Hinriechen wird es dann schwer und fruchtig, man verspürt einen Hauch von Kardamom, eine verheißungsvolle Zimtnote und fragt sich: ist mir da der Lebkuchen ins Bier gefallen?

Der Geschmack ist dann erst einmal ein kräftiger Biss in die Weihnachtsgewürzkiste. Pottstausend, das ist mein erstes Weihnachtsbier, das diesen Namen auch geschmacklich verdient! Hier geben Zimt und Kardamom deutlich den Ton an (bzw.: das Christmas Carol!). Das Grundbier schmeckt überraschenderweise weder besonders dunkel noch stark, sondern eher nach einem schönen frischen Ale.

Im Abgang geht es erstaunlich herb zu für so ein Spezialbier, aber nicht unangenehm bitter. Und ein bisschen fühlt man sich danach, als hätte man sich ausgiebig am Nikolausteller vergriffen. Es besteht definitiv kein Zweifel daran, dass man gerade ein äußerst amtliches Weihnachtsbier getrunken hat.

Da das „Bah Humbug! Christmas Cheer!“ das ganze Jahr über keine Missetaten begangen und sich im Advent von seiner besten Seite gezeigt hat, bekommt es vom Weihnachtsmann 4,5 von 5 lamettaverzierten Humpen und den Preis für den schönsten Biernamen der Weihnachtszeit!


Eckdaten:

Name: Bah Humbug! Christmas Cheer!
Brauart: obergärig
Stil: Christmas Ale
Alkoholgehalt: 5,0 % Alc.
Zutaten: „Contains Barley malt“ - „lightly spiced with cinnamon“ - „Brewed with the choicest hops & malt“ - nicht besonders auskunftsfreudig, diese Engländer.
Preis: ca. 4 Euro / 0,5l

Brauerei:

Wychwood Brewery
Co. Witney
Oxfordshire
England
OX28 4DP
www.wychwood.co.uk

Donnerstag, 20. August 2015

Wenn's in München dunkel wird...

...dann muss nicht zwingend die Nacht hereingebrochen sein, es könnte auch ein kleines dunkles Augustinerbräu aus dem Kühlschrank entfleucht sein. Ich haben mir mal so ein Fläschchen geschnappt und es Bekanntschaft mit meinem Probierglas machen lassen. Eine sehr gute Idee, wie sich herausstellte. Denn aus Münchens ältester Brauerei (nach eigenen Angaben schon seit 1328 im schönsten Gewerbe der Welt unterwegs!) kommt nicht nur ein exzellentes Helles, sondern auch diese etwas düsterere Schönheit.

Schon im Glas macht sie eine gute Figur. Dunkles, klares Karamell mit feinem, festen Schaum. Lecker anzusehen, aber auch lecker im Geschmack? Ok, ich verrate es schon mal: Ja, verdammt!

Zunächst darf mal die Nase dran. Hier ist zumindest olfaktorisch alles drin, was drin sein muss. Hopfen, tüchtig Malz, Karamell (juchu!), etwas Säure, aber auch ein kleiner metallischer Anklang.

Auf der Zunge dann zuerst mildes Getreide. Und dann: ein tolles Malz. Dazu kommt eine sehr dezente, kaum merkliche Säure. Der Hopfen kommt frisch, aber nicht zu präsent daher. Für ein Dunkles erstaunlich leicht und noch dazu sehr süffig und lecker würzig. Definitiv eines der besten Dunklen, die die bayrische Hauptstadt so zu bieten hat.

Im Abgang passiert dann nicht mehr besonders viel, was eigentlich schade ist. Der Hopfen klingt noch ganz leicht nach, ohne dabei zu bitter zu sein, auch das Karamell sagt noch mal kurz „Grüß Gott!“, bevor die Show schon wieder vorbei ist.

Insgesamt gibt es für Münchens dunkle Seite 4,2 von 5 zünftig bayrischen Humpen. Wer zu schnell wieder weg ist, bekommt leider auch nicht die volle Punktzahl.


Eckdaten:

Name: Augustinerbräu München Dunkel
Stil: dunkles Lager nach Münchner Art
Alkoholgehalt: 5,6% Alc.
Zutaten: Wasser, Gerstenmalz, Hopfen
Preis: ca. 1 Euro/0,5l

Brauerei:

Augustinerbräu
D-80339 München




Donnerstag, 11. Juni 2015

Festivaltaugliches Büchsenglück...

...zum Zweiten. Nachdem hier vor einiger Zeit bereits der 35-Cent-Netto-Preiskracher getestet wurde, ist heute die Dosenfeinkost aus dem Hause Lidl an der Reihe. Sie trägt den schönen Namen „Perlenbacher Premium Pils“ (schon der gequälte Lateinschüler hat das „PPP“ gehasst – wohingegen der geneigte altnordische Skalde einem gepflegten Stabreim selten abgeneigt ist) und ist in feinstes, weiß lackiertes Halbliterblech gehüllt.

Aber jetzt: Raus aus dem Blech, rein ins Glas. Sieht aus wie Bier. Schönes helles Goldgelb mit weißem, so ungefähr mittelfeinporigem Schaum. Optisch also einwandfrei.

Nach dem Auge wird auch der Nase Grundsolides serviert: Es riecht nach Pils. Keine fancy fruchtigen Hopfennoten, keine erlesene Malzigkeit, einfach nur Pils. Hopfig, leicht laugig, keine nennenswerte Süße.

Und geschmacklich? Überraschung (nicht!): Pils. Mildes, solides Pils. Manchmal ist keine Überraschung aber eben auch keine böse Überraschung. Dieses Bier hat keine Ecken und Kanten. Standard eben. Muss sich aber auch vor massenproduziertem sauerländer Waschwasser nicht verstecken. Was allerdings kein großes Kompliment ist.

Ebenso der Abgang: Erfreulich kurz. Wo nicht viel schmeckt, kann auch nicht viel nachschmecken. Wenigstens wurde auf Hopfenextrakt verzichtet, dafür aber auch „richtiger“ Hopfen für ein Pils vielleicht etwas zu sparsam eingesetzt.

Im Gegensatz zum letzten Büchsenbier-Testkandidaten schmeckt das Perlenbacher sogar direkt aus der Dose ganz annehmbar.

Insgesamt 2,5 von 5 unspektakulären Einheitshumpen.



Eckdaten:

Name: Perlenbacher Premium Pils
Brauart: untergärig
Stil: Pilsener
Alkoholgehalt: 4,9% Alc.
Stammwürze: keine Angabe


Empfohlene Trinktemperatur: keine Angabe
Zutaten: Wasser, Gerstenmalz, Hopfen
Preis: 0,35€ / 0,5l

Brauerei:

Frankfurter Brauhaus GmbH
Lebuser Chaussee 3
D-15234 Frankfurt (Oder)

Mittwoch, 20. Mai 2015

Ich hab Bock auf Münster...

...und Bock aus Münster! Da jetzt so langsam aber sicher doch noch der Frühling aus seinem Versteck kriecht, wird es Zeit, die letzten Bockbiervorräte zu plündern. Glücklicherweise habe ich hier noch ein feines Exemplar aus dem Hause Pinkus in die Finger bekommen. Und was soll ich sagen? Das macht Bock*!

Außerdem ist ganz schön viel Bio drin. Biohopfen, Biogerste, Bioweizen. Da kann man sich guten Gewissens ein zweites Gläschen gönnen. Biologischer und nachhaltiger Anbau ist sowieso ein großes Thema bei Pinkus, schließlich hat man sich nicht ohne Grund als einzige der einstmals über 200 Altbierbrauereien in Münster halten können. So hat man bereits recht früh das Bio-Segment für sich entdeckt und auch direkt erobert, sodass mittlerweile weltweit in jedem gut sortierten Bioladen (und Bierfachgeschäft) ein Stückchen münsterländer Heimat im Regal steht.

Doch zurück zum Bier! Nach einem satten „Plopp“ fließt ein feines, leicht trübes honigfarbenes Bier ins Glas. Das ist nett anzusehen, wenn auch der Schaum recht zügig Lebewohl sagt.

Aber lange bleibt ihm auch keine Zeit, denn hier kommt schon die Nase. So muss ein Bockbier riechen! Schön intensiv fruchtig und malzig mit deutlicher Süße.

Auch der Geschmack lässt sich nicht lumpen. Erfreulich mild und süffig – und für ein Bock doch recht leicht – machen sich ruckzuck feine Malzaromen und eine ordentliche Schüppe Frucht breit. Gleich drei verschiede Malze (helles Pilsener Gerstenmalz, dunkles Münchener Gerstenmalz und helles Weizenmalz) zeigen hier, was sie können. Ein gutes Team, das ein Jahr lang Zeit hatte, sich im kuscheligen Brauereikeller aneinander zu gewöhnen. Alles in allem eine spritzig-frische Sache, auch der Hopfen (feinster Hersbrucker Naturhopfen) darf mitspielen und das Gesamtpaket würdig abrunden. Um bei abgenutzten Bockbier-Wortspielen zu bleiben: gefällig statt bockig!

Im Abgang sagt die Malzsüße noch mal leise „Guet Goan!“, bevor sie einer lang anhaltenden Hopfen-Bitternote das Feld überlässt.

Dieser angenehm bockige Geselle bekommt von mir 4,4 von 5 bockstarken Humpen.


Eckdaten:

Name: Pinkus Bock
Stil: Bockbier/Starkbier
Alkoholgehalt: 7,0% Alc.
Stammwürze: keine Angabe
Empfohlene Trinktemperatur: 10-12 °C
Zutaten: Wasser, helles Pilsener und dunkles Münchener Gerstenmalz, helles Weizenmalz, Hersbrucker Naturhopfen (alles aus biologischem Vertragsanbau)
Preis: ? € / 0,5l Bügelflasche (Danke, Magnus!)

Brauerei:

Brauerei Pinkus Müller
D-48143 Münster


*Ich neige mein Haupt in Demut ob der Verwendung dieses abgelutschten Bockbier-Kalauers.

Freitag, 17. April 2015

Fruchtbonbon gefällig?


Nein, keine Sorge. Auch wenn hier neben Bier noch andere Schmackhaftigkeiten vorgestellt werden, Süßkram ist es diesmal nicht. Zumindest nicht in fester Form. Aber der erste Eindruck unseres heutigen Kandidaten lässt in der Nase und am Gaumen durchaus Assoziationen mit einem beliebten Bonbon zu, nachdem sich auch der Sänger einer Düsseldorfer Pop-Punk-Band benannt hat. Aber lest selbst...

Lindemans Cassis gehört zu den, besonders in der Gegend um Brüssel recht beliebten, Lambic-Bieren, genauer gesagt: Fruchtlambic. Hier wird also das Lambic, nachdem es 1-2 Jahre in Eiche reifen darf, mit Fruchtsaft vermischt (andere Brauereien maischen auch gerne ganze Früchte mit ein). Diese spontanvergorenen Schätzchen zeichnen sich also gerne durch Fruchtigkeit aus. In den meisten Fällen geschieht das nicht gerade subtil, sondern eher mit dem Holzhammer. Und zwar dem großen. So auch hier.

Wenn die Flasche erstmal geöffnet ist, hüpft einem die schwarze Johannisbeere förmlich ins Gesicht. Und zwar viel viel viel Johannisbeere. Süß-saure Fruchtigkeit in rauen Mengen, eben wie man es von einem Fruchtlambic erwartet. Man denkt vielleicht nicht unbedingt direkt an Bier, sondern eher an oben genannte Bonbons, Wassereis oder eine Fruchtschorle, bei der gerade das Mineralwasser knapp war. An heißen Sommertagen ist schon der Duft eine hervorragende Erfrischung.

Aber wir erfrischen uns ja nicht nur mit der Nase. Das Auge freut sich auch. Dunkelbrombeerfarben (hey, das ist schon eine sehr präzise Farbbeschreibung für meine Verhältnisse!) fließt das Bier ins Glas und bildet eine schöne helle Schaumkrone.

Mittlerweile ist auch der Gaumen neugierig geworden, also Prost! Wow, da passiert Einiges. Zuerst einmal: Cassisexplosion! Dann kann man feine Details entdecken. Zum Beispiel eine deutliche, aber nicht unangenehme Säure, gefolgt von einer leichten Süße. Und hier meine ich wirklich leicht, denn Lindeman macht hier nicht den Fehler anderer Lambic-Brauer, das Gebräu zu übersüßen. So muss ein leichtes Sommergetränk schmecken. Klar, der geneigte Reinheitsgebotfanatiker wird ob der vielen Frucht die Nase rümpfen, aber wer gerne einmal einen Blick über den dreifaltigen Hopfen/Malz/Wasser-Tellerrand wirft, kommt voll auf seine Kosten. Vor allem wenn man – auch wenn es keineswegs stilecht und im Sinne des Erfinders ist – das Ganze wie bisweilen bei Cider üblich auf Eis genießt. So darf der Sommer gerne kommen!

Der Abgang erinnert an frisches Obst. Die Säure prickelt noch ein bisschen auf der Zunge, eine leichte Bitterkeit lässt sich auch feststellen. Und dann bleibt noch ein ganz kleiner Rest fruchtiger Süße.

Unser belgisches „Johannisbeer“ bekommt 4 von 5 sommerlichen Fruchtalarm-Humpen!


Eckdaten:

Name: Lindemans Cassis
Brauart: spontangegorenes Lambic
Stil: Fruchtlambic (Brüsseler/Belgische Art)
Alkoholgehalt: 3,5% Alc.
Stammwürze: keine Angabe
Empfohlene Trinktemperatur: gut gekühlt (meine Empfehlung: saukalt oder auf Eis!)
Zutaten: Schwarze Johannisbeeren (mind. 25% Johannisbeersaft, Zucker und Süßstoff natürlichen Ursprungs, Gerstenmalz, Weizen.
Preis: ca. 1,60 Euro / 0,25 l

Brauerei:
Brewery Lindemans
Vlezenbeek
Belgien


Donnerstag, 19. März 2015

Wacköööön!


...und andere sommerliche Freizeitaktivitäten werfen ihre Schatten voraus. Wie jedes Jahr stellt sich die Frage nach dem richtigen Proviant für Festival, Camping, Spaß und Spiel an der frischen Luft. Aufgrund des immer weiter um sich greifenden Glasverbots auf solcherlei Veranstaltungen kommt die klassische Glasflasche oft nur gut im Gepäck versteckt in Frage. Da meines Erachtens Plastikflaschen zur Aufbewahrung von Bier völlig indiskutabel sind, bleibt dem geneigten Festivalgänger oftmals nur der beherzte Griff zum allseits beliebten „Blechbrötchen“. Da dieser aluminiumummantelte Freund aus Jugendtagen trotz des Einwegpfandes in den letzten Jahren eine kleine Renaissance erlebte, steht uns mittlerweile wieder eine einigermaßen vielversprechende Auswahl an mal mehr, mal weniger schmackhafter Dosennahrung zur Verfügung.

Beginnen wir also diese kleine Testreise reisekompatibler Büchsengesellen mit einem Griff ins (preislich gesehen) unterste Regal. Die Wahl fällt eher zufällig auf ein Sonderangebot des Netto-Discounters: Schloss Export. Scheinbar habe ich mir einen günstigen Zeitpunkt ausgesucht, denn im Rahmen einer Sonderaktion wird das edle Gebräu nicht in der üblichen Halbliterhülse, sondern mit 0,568l Füllung feilgeboten. Ob die Mehrmenge von 13% der Anglifizierung unserer Bierkultur (Pint statt Halbe!) dienen soll oder lediglich ein Zufall ist, bleibt der Fantasie des Lesers überlassen. Jedenfalls wirkt es sich auf das ohnehin schon nahezu unschlagbare Preis-Leistungsverhältnis aus: nicht mal 62 Cent pro Liter (statt regulär 70 Cent) sind schon ein Kampfpreis.

Aber kann das noch schmecken? Es sieht zumindest im Glas genau so aus, wie ein Export aussehen soll: herrlich goldgelb mit einer feinen weißen Schaumkrone.

Auch die Nase hat keinen Grund, sich zu beschweren: hopfig, würzig, frisch. Kein Obst, kein Schnickschnack. Es riecht schlicht und einfach nach Bier. Sogar nach keinem schlechten.

Die Dose verspricht: Export, fein würziger Geschmack. Und genau das stimmt. Selten genug, dass man sich auf solche Angaben verlassen kann. Ein süffiges Bier, frisch, prickelnd, sehr geradlinig. Die große Überraschung: es schmeckt nicht – wie leider die meisten Biere aus diesem Preissegment – bitter. Das ist sicherlich auf den Verzicht auf Hopfenextrakt zurückzuführen. Danke, liebe unbekannte Brauerei, das war eine gute Idee. Mit dem „echten“ Hopfen wurde dafür recht sparsam umgegangen, was aber für einen angenehm leichten, wenn auch wenig voluminösen Geschmack sorgt. Insgesamt ein gutes, angenehm trinkbares Export.

Der Abgang tut auch keinem was, hier bleibt ebenfalls erfreulicherweise die Bitterkeit aus, man schmeckt hauptsächlich Malz und Getreide.

Insgesamt für mich die Überraschung der Saison: ein gutes, simples Export zu einem lächerlich geringen Preis. Dennoch ist Vorsicht geboten: Direkt aus der Dose schmeckt das Zeug leider deutlich schlechter und stark metallisch, also schmuggelt euch lieber ein Glas aufs Festivalgelände, damit dem kostenbewussten Biergenuss nicht im Wege steht.



Ich vergebe unerwartete, aber verdiente 4 von 5 spottbiligen Blechhumpen.

Eckdaten:

Name: Schloss Export
Brauart: untergärig
Stil: Helles Export
Alkoholgehalt: 5,2% Alc.
Stammwürze: keine Angabe
Empfohlene Trinktemperatur: keine Angabe
Zutaten: Wasser, Gerstenmalz, Hopfen
Preis: Aktion: 0,35 Euro/0,568l Regulär 0,35 Euro/0,5l

Brauerei:
keine Angabe, hergestellt für:
Netto Marken-Discount AG & Co. KG
93142 Maxhütte-Haidhof

Samstag, 7. März 2015

Yoho, Piraten...


...trinkt aus! Auch wenn der geneigte Pirat an sich eher dem Rum zuspricht, hat die Störtebeker-Brauerei es mal mit Whisky probiert. Aber keine Angst, hier wurde nicht einfach ein tüchtiger Schuss Fusel in den Gärbottich gegossen. Vielmehr hat man sich britisches [sic!] Whiskymalz besorgt und es über schottischem [na, wenigstens etwas!] Torf gedarrt.

Das klingt nach einem interessanten Ansatz und passt damit gut in die ansehnliche Flotte von Spezialbieren, die der Störtebeker Brauerei im Jahr 2010 sogar den European Beer Star in der Kategorie Beste Brauerei einbrachte.

Wie sieht dieses Whiskybier denn nun aus? Farblich geht es in Richtung dunkler Bernstein, ganz leicht mit Schwebstoffen durchsetzt, eine feine Schaumkrone thront auf dem Glas.

Die Nase bekommt ebenfalls eine ganze Menge zu tun. Ein intensiver Duft, der an Weizenbier erinnert (mit einem Hauch von Banane), deutliche süßlich-malzige Note. Außerdem schwebt ein ein wenig säuerliches Cider-Aroma über dem Ganzen. Und der Whisky? Der spielt auch mit, vor allem die leichte Brise Rauchigkeit etwas milderer Islay-Whiskys, gepaart mit etwas Eichenholz, das auch eine ordentliche Schiffsplanke abgegeben hätte. Vielversprechend.

Und nicht zu viel versprochen! Der Geschmack segelt überraschend nah am Wind – oh Verzeihung! – am Geruch. Die typische Starkbier-Süße hält sich weit genug zurück, um nicht penetrant zu wirken. Und da kommt auch schon unser alter Freund Whisky! Satte Torf- und Raucharomen mischen sich mit dem malzigen, aber trotzdem ein wenig an Bananenweizen erinnernden Grundaroma. Von Hopfen: keine Spur am Horizont. Noch eine Überraschung: diese Mischung kommt erstaunlich leicht und frisch-fruchtig daher und erinnert eher an Cider als an Starkbier. Respekt! Meine Empfehlung: Unbedingt kälter als die empfohlenen 16 Grad trinken, vor allem, wenn es (in alter Piraten-Manier) nicht bei einem Gläschen bleiben soll.

Im Abgang fühlt man sich an Holzkohle erinnert. Klingt schräg? Schmeckt aber seltsamerweise überhaupt nicht unangenehm.

Dieses Whiskybier bekommt von mir 4 von 5 überraschend schmackhaften Piratenhumpen.


Eckdaten:

Name: Störtebeker Whisky-Bier
Brauart: obergärig, warmvergoren
Stil: naturbelassenes Strong-Ale
Alkoholgehalt: 9,0 % Alc.
Stammwürze: 20,5° Plato
Empfohlene Trinktemperatur: 16°
Zutaten: Brauwasser, Gerstenmalz (Britisches Whiskymalz, über schottischem Torf gedarrt und Caramelmalz), Zucker (Malzzucker), Hopfen (Tradition), Hefe (obergärige Ale-Hefe)
Preis: ?/0,5l-Flasche (Abermals: Danke, Patrick!)

Brauerei:

Störtebeker Braumanufaktur GmbH
18439 Hansestadt Stralsund



Sonntag, 22. Februar 2015

Brot, dieses Mal nicht flüssig...

...sondern in seiner ursprünglich brotigen Form. Wie es im Leben nun einmal so ist: Nach ein paar Bieren macht sich ein leichtes, aber kaum zu ignorierendes Hungergefühl in der Magengegend breit. Das schreit nach Deftigem! Und da man aus Getreide nicht nur feine Getränke, sondern auch ordentliches Backwerk machen kann, widmen wir uns heute mal meinem Lieblingsbrotrezept. Zu meinem Glück ein recht einfaches und nahezu narrensicheres Rezept. Wir brauchen also zuerst einmal ein paar Zutaten:


vorher
100 g Vollkorn- oder Dinkelmehl
350 g Weizenmehl
350 ml Buttermilch
2 TL Salz
1 TL Zucker
diverse Kräuter
eine Handvoll Käse (fein gehackt oder gerieben)
nachher
1 TL Natron

Zuallererst heizen wir mal dem Ofen tüchtig ein. 220° C Ober-/Unterhitze sind da recht empfehlenswert. Dann brauchen wir noch einen (ofenfesten!) Topf mit Deckel oder noch besser: einen Bräter. Den stellen wir beim Vorheizen samt Deckel schon mal in den Ofen, damit er sich langsam an die Hitze gewöhnen kann.

Soviel zum anheizenden Vorspiel. Jetzt schütten wir die beiden Mehlsorten, die Buttermilch, Salz und Zucker in eine Schüssel und kneten (entweder mit einem Mixer samt Knethaken oder einer Küchenmaschine) das Ganze ordentlich durch, bis ein gleichmäßiger Teig entsteht. Und dann geht’s um den Geschmack: diverse Kräuter (ich nehme immer gerne eine italienische Kräutermischung oder Kräuter der Provence) nach eigenem Gutdünken und eine Handvoll Käse (was gerade da ist – Parmesan ist toll und macht das Brot schön würzig, mit geriebenem Gouda wird das Brot etwas saftiger) zusammen mit dem Natron langsam unterrühren, bis sich alle Zutaten gut im Teig verteilt haben.

1 Teig - 2 Brote
Dann ist der Topf (bzw. Bräter) wieder an der Reihe. Wir nehmen das gute Stück aus dem Ofen, bestreuen den Boden mit etwas Mehl, formen den Brotteig in Brotform (je nach Form des Topfes entweder länglich oder rund), setzen den Deckel drauf und ab damit in den Ofen.

Nach ca. 35 Minuten sollte es in der Küche verdammt gut riechen. Ein hervorragender Zeitpunkt, den Topf wieder aus dem Ofen zu nehmen und das Brot zum Abkühlen auf ein Gitterrost zu legen.

Dazu passt natürlich: deftige Kräuterbutter und ein gutes Glas Bier. (Gerüchten zufolge schmeckt aber auch ein Glas trockener Rotwein ganz gut, vor allem, wenn im Brot reichlich Kräuter und Käse verarbeitet wurden.)

Dieses Brotrezept hat neben seiner Einfachheit auch noch zwei weitere Vorteile: Es ist ausgesprochen variabel. Bewährte zusätzliche Zutaten sind: gewürfelte Tomaten (sowohl frische als auch diese sonnengetrockneten in Öl), Speck- oder Schinkenwürfelchen, Zwiebeln (auch gerne geröstet oder gedünstet), grobes Salz, Kümmel, Sonnenblumen-, Walnuss- und/oder Kürbiskerne, Sesam (vor allem zum drüberstreuen – am besten vorher das Brot mit Ei oder Wasser bestreichen) und natürlich alle möglichen Varianten von Kräutern und Käse.
Der zweite Vorteil: Wo keine Hefe drin ist, kann auch keine Hefe nicht aufgehen.

Viel Spaß beim Backen!

Dienstag, 17. Februar 2015

Wenn einem so viel Gutes widerfährt...

...dann ist das schon ein Bolten Ur-Alt wert. Ja, offensichtlich wird die Bezeichnung Ur-Alt nicht exklusiv von der bekannten Rüdesheimer Weinbrand-Manufaktur genutzt. Hier jedoch trifft es den Kern der Sache: die Brauerei Bolten verspricht ein besonders traditionelles, edles Altbier. Noch dazu in der 1-Liter-Bügelflasche, was den edlen Eindruck unterstützt. Ein stimmiges Bild, bis der Blick auf das elegant an den Flaschenhals geknotete Pappschildchen fällt...was zum Teufel hat vermaledeiter Hopfenextrakt in einem angeblich besonders traditionellen Bier zu suchen?

Zumindest im Glas hält das Bier vorerst jedoch, was es verspricht. Wunderschöne dunkelrote Farbe, der schöne, feste Schaum und die natürliche Trübung lassen hoffen.

Auch der Nase weiß das Ur-Alt zu schmeicheln, eine schöne, altbiertypische Säure, fruchtig, würzig, leicht hopfig... ja, das riecht nach mehr, riecht nach einem vollmundigen, voluminösen Bier.

Der erste geschmackliche Eindruck bringt den Hopfen stärker zur Geltung, wobei die herbe Hopfigkeit nach einigen Schlücken deutlich weniger wahrgenommen wird, dann wird es angenehm malzig, man schmeckt Getreide, das Ganze geht leicht ins Brotige, fühlt sich aber trotzdem recht leicht an.

Wenn da nicht der Abgang wäre...der Hopfen bleibt ein bisschen zu lange am Gaumen, und das leider mit wenig Aroma, dafür mehr Bitterkeit. Vielen Dank, Hopfenextrakt. Kurz vor der Zielgeraden noch mal schön die Freude an einem ansonsten wirklich leckeren Bier gebremst. Fairerweise muss ich sagen, dass das Getreidearoma im Abgang trotzdem recht angenehm ist.

Wäre dieses Ur-Alt ohne den Zusatz von Hopfenextrakt gebraut, hätte es sicherlich Potential zum Lieblingsbier für gemütlich-rustikale Momente, so bleibt aber leider – im wahrsten Sinne des Wortes – ein bitterer Nachgeschmack.

Leider nur 3 von 5 wehmütig schäumenden Humpen, die der guten alten Zeit vor der Verwendung von Hopfenextrakten nachtrauern.

Übrigens gelingt den Braumeistern von Bolten – obwohl auch hier Hopfenextrakt eingesetzt wird – das normale Alt noch eine Spur besser. Hierzu aber bald mehr in einem eigenen Eintrag.


Eckdaten:

Name: Bolten Ur-Alt
Brauart: obergärig, Reinzuchthefe belassen
Stil: dunkles Alt, unfiltriert, naturtrüb
Alkoholgehalt: 4,9% Alc.
Stammwürze: keine Angabe
Empfohlene Trinktemperatur: keine Angabe
Zutaten: Wasser, Gerstenmalz, Weizenmalz, Hopfen, Hopfenextrakt, Bolten-Hefe
Preis: ? / 1l Bügelflasche (Danke Patrick – ein schönes Weihnachtsmitbringsel!)

Brauerei:

Privatbrauerei Bolten GmbH & Co. KG
41352 Korschenbroich

http://www.brauerei-bolten.de



Mittwoch, 11. Februar 2015

Mal wat Ehrlichet ausm Pott...


...und dann auch noch für ne schmale Mark. Dampfbier war hier ja früher mehr so'n Arme-Leute-Bier, ließ sich nämlich recht einfach brauen. So ohne viel Firlefanz. Von halbgaren Hinterhofbrauversuchen des späten 19. Jahrhunderts ist hier aber zum Glück nichts zu sehen und vor allem: nichts zu schmecken. Die Braumeister der Essener Privatbrauerei Stauder (deren Bier hier umgangssprachlich auch gerne als „heiliges St. Auder“ bezeichnet wird) haben ganz tief in der gründerzeitlichen Vergangenheit gewühlt und ein altes Rezept der ersten Braumeister der Stern-Brauerei hervorgekramt. Um es gleich vorweg zu nehmen: Die Suche hat sich gelohnt!

Heute ist das Borbecker Dampfbier zwar kein „Arme-Leute-Bier“ mehr (darum können sich die Herren aus Oettingen mit ihrer hopfenextraktverseuchten Saubrühe kümmern), bewegt sich aber immer noch am unteren Ende des mittleren Preissegments. Ein guter Grund, sich mal eine Kiste Ruhrgebietstradition ins Haus zu holen.

Im Glas sieht man ein sehr helles, klares Bier. Der Schaum scheint es heute eilig zu haben, offensichtlich hat er keine Zeit, lange zu bleiben.

Naja, sei's drum, die Nase fühlt sich beim ersten Schnuppern plötzlich wieder jugendlich-frisch, denn die deutlich wahrnehmbare Metallnote weckt Dosenbier-Erinnerungen der besten Art. Dazu gesellt sich eine Prise dezenter Hopfen und eine leichte Säure.

Auch im Geschmack treffen wir unseren Freund Metall wieder, auch hier wieder gepaart mit etwas Hopfen, der für eine kleine, sehr angenehme Bitternote sorgt. Zusammen mit der ausgewogenen, leichten Kohlensäure eine sehr süffige Mischung. Die Säure ist übrigens kaum noch zu schmecken, das ganze Bier wirkt schön schlank und wenig voluminös. Liebhaber intensiver Malznoten kommen hier naturgemäß nicht auf ihre Kosten. Insgesamt ein feines Partybier mit wenig „Trinkwiderstand“ zum angenehmen Preis. Oder wie es auf dem Etikett so schön heißt: „Süffig, elegant und sehr bekömmlich“.

Solide 4 von 5 Humpen, von denen sich gerade der Schaum verflüchtigt.


Eckdaten:

Name: Borbecker helles Dampfbier
Brauart: Obergärig
Stil: Dampfbier / Helles
4,8 % Alc.
Stammwürze: keine Angabe
Empfohlene Trinktemperatur: keine Angabe
Zutaten: Brauwasser, Gerstenmalz, Hopfen
Preis: Flasche 0,5l ca. 0,60 € + Pfand

Brauerei:

Privatbrauerei Jacob Stauder
Stauderstr. 88
45326 Essen
http://www.stauder.de

Sonntag, 8. Februar 2015

In den Farben der Hansestadt...


...kommt dieses feine Craft Beer daher. Darf ich vorstellen: Ratsherrn Hamburger Rotbier. Leicht zu erkennen – rotes Bier, weißer Schaum. Rotbier ist in Hamburg schon lange zu Hause, aber heutzutage sträflich unterrepräsentiert. Daran hat sich dank der kleinen aber umso feineren Craftbeerschmiede Ratsherrn (ja, ohne „e“ kurz vor Schluss!) in den Schanzenhöfen endlich etwas geändert. Da die Brauherren tief mit Hamburg verwurzelt sind, bot es sich an, das vermutlich schon seit dem 14., spätestens aber seit dem 16. Jahrhundert in St. Pauli gebraute Rotbier wiederzubeleben. Und was das für ein lebendiges Tröpfchen geworden ist!

Schon im Glas macht das kühle Rote eine gute Figur. Schön bernsteinfarben, feiner, heller Schaum. So darf ein Bier aussehen. Und wie riecht es? Nach Sommer! Fruchtig, eine leichte Hopfennote, etwas Zitrus, leichte Säure...ja, das könnte ein leichtes Sommerbier sein. Aber was ist denn das? Süß und warm...das ist ja Karamell! Lecker! Also nicht nur Sommertag, sondern Sommertag mit strahlender Sonne.

Aber genug vom olfaktorischen Sommernachtstraum. Was sagen die Geschmacksnerven? Das leckere Karamell von vorhin spielt immer noch mit, macht aber etwas Platz für ein angenehm rundes Malz und etwas milde Säure. Mit der Kohlensäure ist hier zum Glück nicht übertrieben worden, das macht das Rotbier angenehm süffig. Die Hopfen-Trias aus den Sorten Herkules, Tradition und Saphir hält sich angenehm zurück, gibt dem Geschmack aber dem letzten Schliff.
Der Abgang fällt wie erwartet recht fruchtig aus und erinnert an einen meiner absoluten Favoriten, das gute Fuller's London Pride. Vielleicht trifft es „Hamburg Pride“ hier eher.

Insgesamt bekommt diese Hamburger Schönheit von mir vierdreiviertel von fünf verheißungsvoll schäumenden Bierhumpen.

Besonders gut schmecken die Ratsherrn-Biere übrigens direkt neben der Brauerei im „Alten Mädchen“. In sehr gemütlichem Ambiente gibt es hier eine tolle Auswahl erlesener Biere aus aller Welt und bodenständiges, verdammt leckeres Essen. Bei gutem Wetter besonders empfehlenswert: der Biergarten. Urgemütlich. Und wer vom schmackhaften Gerstensaft auch auf dem Weg nach Hause nicht genug bekommen kann, der versorgt sich ein paar Meter weiter im Craft Beer Store mit flüssigem Reiseproviant.


Eckdaten:

Name: Ratsherrn Hamburger Rotbier
Brauart: Untergärig
Stil: Lager / Rotbier / Vienna
5,2% Alc.
Stammwürze: 12,5° Plato
Empfohlene Trinktemperatur: 8° C
Zutaten: Wasser, Gerstenmalz, Hopfen (Herkules, Tradition, Saphir)
Preis: Flasche 0,33l Longneck ca. 1,30 € + Pfand

Brauerei:

Ratsherrn Brauerei GmbH
Lagerstraße 30a (Schanzen-Höfe)
20357 Hamburg
info@ratsherrn.de


Montag, 2. Februar 2015

Wie flüssiges Brot...


Was gibt es denn Schöneres, als einen Blog für Genießer mit einer feinen Flasche liebevoll hergestelltem Bier zu eröffnen? Heute fließt ein recht junges und originelles Produkt aus dem schönen Münster ins Probierglas. Das Konzept der Brauerei Gruthaus ist ein altbewährtes. Ein sehr altbewährtes. Hier wird nämlich ganz bewusst nicht nach dem Reinheitsgebot, sondern vor dem Reinheitsgebot gebraut. Es wird also nicht gehopft, sondern nach mittelalterlicher Tradition mit Grut, einer sehr variablen Kräutermischung, gewürzt. Das verspricht auf jeden Fall ein originelles Geschmackserlebnis...



...und das Kaltgetränk hält, was es verspricht! Denn das namensgebende Schwarzbrot, das hier mit eingemaischt wird, schmeckt man deutlich heraus. Aber der Reihe nach. Samtig dunkel fließt der feine Tropfen ins Glas und bildet einen schön festen Schaum. Das Auge freut sich! Und die Nase? Die nimmt zuerst Karamell und Malz wahr, dazu eine leichte Süße, die an dunkles Starkbier erinnert. Auch der Pumpernickel meldet sich hier schon zu Wort, wenn auch noch dezent. Aber die leicht saure Note erinnert unverkennbar an den westfälischen Schwarzbrotklassiker.

Nach dem ersten Schluck muss ich kurz den Drang unterdrücken, das Bier mit ordentlich Butter und Schinken belegen zu wollen. Ja, meine Damen und Herren, so schmeckt das Münsterland! Karamell und Säure sind im Geschmack etwas weniger intensiv als im Duft, dafür kommt das Bier mit einer sehr ausgewogenen Kohlensäure erstaunlich frisch und geradlinig daher. Insgesamt erinnert es mehr an Schwarzbier als an Porter.

Im Abgang bleibt eine leichte, nicht unangenehme Bitternote und das Bedürfnis, die Zunge auf die Suche nach ein paar zwischen den Zähnen zurückgebliebenen Roggenkörnern zu schicken. Also genau wie bei gutem Pumpernickel.

4,5 von 5 lecker schäumenden Humpen für diese Verneigung vor den biergetränkten Wurzeln der Münsteraner Braukunst!


Eckdaten:

Name: Gruthaus Pumpernickel Porter
Brauart: obergärig
Stil: Dunkles Roggenporter mit Pumpernickel, ungefiltert, nicht pasteurisiert
Alkoholgehalt: 5,6% Alc.
Stammwürze: 13° Plato
Empfohlene Trinktemperatur: nicht angegeben
Zutaten: Wasser, Gerstenmalz, Roggenmalz, Pumpernickel (Roggenvollkornschrot, Wasser, Roggenmehl, Salz), Hefe, Hopfen.
Preis: Flasche 0,33l Longneck ca. 2,00-2,50 € + Pfand

Brauerei:

Gruthaus Brauerei
48143 Münster
http://www.gruthaus.de

Sonntag, 1. Februar 2015

Komm rein, setzt dich...


...nimm dir ein Bier! Herzlich willkommen bei fein & flüssig, meinem kleinen Blog über die wundervolle Welt flüssiger Genüsse und die feinen Dinge, die dazugehören. Verkostet wird hier alles, was Spaß macht, vom klassischen HoPiHaLiDo-Blechbrötchen* bis zum erlesenen Craft Beer, vom nach Cola lechzenden Bremsenreiniger bis zu den sherryfassgelagerten Schätzen der schottischen Inseln. Sogar einem Schluck schmackhafter Limonade bin ich im Zweifelsfall nicht abgeneigt. Auch das ein oder andere feine Häppchen darf nicht fehlen, um das Dasein des geneigten Genussmenschen lebenswert zu machen. Garniert wird das Ganze mit den kleinen Geschichten, die um die angenehmen Dinge des Lebens herum passieren.

Und da ich schon das erste Wort hatte, überlasse ich das letzte Wort dieses Eintrags dem großen Wilhelm Busch:
Das Trinkgeschirr, sobald es leer,
macht keine rechte Freude mehr.

* Holsten-Pils-HalbLiter-Dose im feinen Blechgewand